Ich hatte keine Ahnung, was mich an meinem JGA erwartet, freute mich aber einfach darauf, einen Tag im Kreise meiner besten Freundinnen zu verbringen. Mein Tag ging so los, dass mich meine Mädels zu Hause mit Sekt überrascht haben und wir zuerst einmal anstoßen konnten. Als Erkennungszeichen gab es die obligatorischen T-Shirts, von denen ich auch eins bekam. Für die Braut gab es noch einen Schleier und ich wurde gebeten, meine Wanderschuhe anzuziehen. Das war schon mal ein kleiner Hinweis – trotzdem war alles offen und die Gefahr mit Bauchladen in einer überfüllten Innenstadt zu landen, war immer noch nicht ganz gebannt.
Bevor es losging, hatte meine Schwester noch eine Sprachnachricht von meiner lieben Freundin aus Norwegen, die leider an dem Tag nicht dabei sein konnte (so süß: Die Mädels hatten ein Bild von ihr an ein Pappschild geklebt, sodass sie zumindest trotzdem irgendwie dabei war). Sie hat uns einen unvergesslichen Tag gewünscht und mir meine Aufgabe für den Tag unterbreitet. Mit einer Polaroid Kamera sollte ich an diesem Tag Fotos mit Passanten machen und die Fotos dann an diese verkaufen. Das war eine mega stilvolle Idee und ist bei jedem, den ich angesprochen habe, super gut angekommen.
Eine besondere Wanderung an einem besonderen Tag
Wir fuhren dann in den Nachbarort zum Haus einer Freundin, wo wiederum Snacks und Getränke bereitgestellt waren. Wir konnten uns hier nochmal stärken und uns ein wenig Proviant einpacken. All meine Befürchtungen waren umsonst. Was ich nämlich nicht auf dem Schirm hatte: Direkt gegenüber startet ein Wanderweg mitten ins Grüne. Und genau den haben wir angesteuert. Ziel: Für mich weiterhin ungewiss.
Die erste Aufgabe: der Start meines Junggesellinnenabschieds
Auf einer kleinen Brücke erwartete ich dann meine erste Aufgabe: Ich musste eine Frage zur Kindheit meines Verlobten beantwortet. Von der Brücke baumelten zwei Seile – ein Seil pro Antwortmöglichkeit – ins Wasser hinunter, am Ende jeweils eine Flasche mit oder ohne Inhalt. Ich wählte die richtige Antwortmöglichkeit und damit die richtige Flasche. So gab es eine kleine Runde Berliner Luft für alle. Nächster Auffüllstopp war an einem kleinen Bachlauf und gleichzeitig hatte ich dort die Aufgabe, aus einem Blatt Papier ein Boot zu basteln, welches dann eine gewisse Strecke auf dem Bachlauf schwimmen können musste. Frisch versorgt mit neuen Getränken ging die lustige Wanderung weiter.
Die zweite Aufgabe: Liesbesbotschaft mit Kreide
Als wir unsere erste Etappe geschafft hatten, kamen wir aus einem Waldstück auf eine Kreuzung mit ein paar Bänken, die von anderen Wanderern belegt waren. Nach genauerem Hinschauen bemerkte ich, dass ich die „Wanderer“ kenne: Meine Patentante und mein Patenonkel saßen dort. Das kann kein Zufall sein und natürlich waren sie im Plan involviert und hatten wieder frische Getränke und eine Aufgabe für mich parat. Für meinen Verlobten sollte ich auf die Kreuzung eine übergroße Liebesbotschaft mit Kreide malen. So eine süße Idee, meinen Schatz an diesem Tag indirekt auch mit einzubeziehen.
Die dritte Aufgabe: eine kleine Abkühlung im Teich
Dann noch ein paar erste Bilder verkauft und weiter ging es. So allmählich wurden wir etwas hungrig und wir hatten gerade eine ziemlich steile Etappe zu bewältigen. Was für ein Zufall, dass genau dann plötzlich mein Papa und einer meiner Brüder im Wald standen und kühle Getränke und ein köstliches Fingerfood-Buffet vorbereitet hatten. Hier kam auch meine nächste Aufgabe: In einem kleinen Teich waren kleine Likörflaschen für uns versteckt, die ich beim durchwaten finden musste. Ein Highlight: Unser Hund Lanzo, den ich heiß und innig liebe, war ebenfalls mit an dieser Station und hat sich natürlich gerne mit mir im Teich eine kleine Abkühlung gegönnt.
Die vierte Aufgabe: Das Ziel im Auge
Anschließend ging es weiter auf unserer Wanderung. Plötzlich hörten wir einen Warnschuss und erschreckten uns alle total. Nicht, dass wir versehentlich ins Revier von einem Jäger geraten sind. Das sind wir tatsächlich, allerdings war der Jäger mein zweiter Bruder und er gehörte ebenfalls zum Plan. Auch er hatte eine Station für mich vorbereitet. An einem Hochsitz hatte er eine Zielscheibe aufgehängt und meine Aufgabe war es, mit einem Luftgewehr die Mitte so gut es geht zu treffen. Zur Belohnung für die bestandene Aufgabe gab es wieder Proviant und wir konnten unsere Wanderung mit frischen Getränken fortsetzen.
Eine besondere Geste meine Freundinnen: ihre Wünsche für meine Zukunft
Die nächsten Etappen wurden immer kürzer, denn jede meiner Freundinnen hatte noch etwas für mich vorbereitet. An jedem kleinen Etappenziel haben sie, wie Wanderer das nun einmal so tun, einen Stein niedergelegt. Auf diesem Stein stand jeweils ein guter Wunsch für meine Zukunft und jeder hat noch ein paar liebe Worte gesagt. Das war so unglaublich süß und persönlich. Hier hatte ich dann, nicht zum ersten Mal an diesem Tag, wieder mal Tränen vor Rührung in den Augen .
Ein Stückchen Kindheit: besondere Momente mit meiner Mama
Weiter ging unsere schöne Wanderung und plötzlich standen meine ersten Babyschühchen am Wegrand. Ein Stück weiter meine Kindergartenmappe, meine Kommunionkerze, Freundebücher, Reiseführer und andere Dinge, die mich in meiner Kindheit und Jugend begleitet haben. Am Ende des Wegstückes stand dann plötzlich ein weiterer unglaublich wichtiger Mensch in meinem Leben – meine Mama. Als sie dann angefangen hatte, mir ihre guten Wünsche für meine Zukunft zu sagen, ist dann endgültig der Damm gebrochen und nicht nur ich, sondern alle Mädels haben nur noch geweint und geschluchzt. 😉 Es war einfach so rührend!
Auf unserem weiteren Weg sind wir durch ein Waldstück gelaufen und hörten in weiter Entfernung ein Instrument spielen. Als wir um die Kurve liefen, sahen wir plötzlich jemanden mitten im Wald stehen und Waldhorn spielen. Erst dachte ich, dass es reiner Zufall ist, doch je näher wir kamen, desto mehr konnte ich erkennen, dass ein weiterer lieber Mensch in diesen Tag eingebunden wurde, nämlich mein Patenkind. Sie stand einfach da und hat uns ein Ständchen gespielt. Nach tosendem Applaus durfte dann auch jeder, der wollte, selbst mal probieren – allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Dass ein so zierliches Mädchen so starke Töne aus diesem Instrument bekommt, war wirklich beeindruckend. Und ich habe mich so gefreut, dass sie es sich nicht nehmen lassen hat, an diesem besonderen Tag dabei zu sein.
Die letzte Aufgabe: meinen Heiratsantrag nachstellen
Danach ging es weiter und bevor wir das letzte steile Stück bis zum Gipfel in Angriff genommen haben, erwartete mich noch eine letzte kleine Aufgabe. Mit einer Freundin sollte ich den Heiratsantrag nachstellen. Nach erfolgreicher Demonstration gab es noch eine kleine Likör-Stärkung und wir bestiegen die letzte Etappe. Oben angekommen, waren wir alle erleichtert, den Berg bewältigt zu haben und glücklich über diesen bis dahin schon super tollen Tag. Während ich die Aussicht genoss, fragt ich mich schon, wie es wohl weiter ging.
Eine besondere Kaffeetafel für einen wunderschönen Tag
Nach kurzer Verschnaufpause meinte die Mädels dann tatsächlich, dass wir jetzt weitermussten. Also gingen wir auf dem Gipfel an einer kleinen Kapelle vorbei und um die Ecke in Richtung einer baumumsäumten grünen Wiese auf einer Lichtung. Als wir um die Ecke bogen, sah ich schon von weitem, dass mich eine weitere Überraschung erwartete. In den Bäumen hingen Pompons und Luftballons und im Schatten der Bäume war eine wunderschöne Kuchentafel für uns aufgebaut.
Auf Decken durften wir um die meisterhaft dekorierte Tafel aus Paletten Platz nehmen und uns an köstlichem Kuchen, Früchten und Cakepops bedienen. Daneben war ein Regal aus alten Weinkisten aufgebaut, auf dem mein Lieblingsgetränk Lillet Wild Berry drapiert war. Etwas Schöneres habe ich noch auf keinem Pinterest-Board dieser Welt gesehen. Völlig hin und weg staunten wir alle über dieses wunderschöne Örtchen und genossen diese wohlverdiente Pause in dieser einmaligen Kulisse. Nachdem wir uns alle gestärkt hatten, haben wir natürlich noch eine ausgedehnte Fotosession gemacht. Ich war absolut baff und glücklich und stolz, dass meine Mädels das alles für mich auf die Beine gestellt haben und dachte, nicht zum ersten Mal an dem Tag, dass das jetzt der krönende Abschluss war.
Musikalischer Ausklang meines Junggesellinnenabschieds
Aber es ging tatsächlich nochmal weiter zu unserem Endziel. Ein kleiner Fußmarsch musste noch bewältigt werden und wir kamen gegen Abend an der Hiebammenhütte an. Dort war dann unser Abendessen vorgesehen. Ich habe die Gelegenheit genutzt, um noch ein paar Polaroids zu verkaufen und unsere Kasse aufzubessern. Wieder dachte ich, was für ein toller Tag es war und dass wir es jetzt wohl wahrscheinlich schön gemütlich in unserer Runde auf der Hütte ausklingen lassen werden und diese Vorstellung war absolut fein für mich. Glücklicher hätten sie mich mit diesem Junggesellinnenabschied nämlich gar nicht machen können.
Aber ein Highlight hatten sie tatsächlich noch in Petto. Plötzlich tippte mir nämlich jemand von hinten auf die Schulter. Überrascht sah ich ins Gesicht von einem netten jungen Mann, der mich breit angrinste und fragte, ob ich mir vorstellen könnte, warum er da ist. Oh oh, zerstören sie diesen absolut perfekten Tag jetzt mit dem peinlichsten aller peinlichen Programmpunkten eines Junggesellenabschieds!? Das kann nicht sein! „Wie ein Stripper siehst du Gott sei dank nicht aus“, brachte ich nur hervor. Sichtlich amüsiert fragte er, welchen Grund es noch haben könnte. Da dämmerte es mir. „Du spielst ein Instrument, oder?“
Das war goldrichtig. Diesen netten jungen Mann, der nicht nur Gitarre spielen, sondern auch super singen konnte, hatten meine Mädels engagiert, damit er uns beim Lagerfeuer, das der Wirt im Hintergrund vorbereitete, auf dieser schönen Hütte ein exklusives Privatkonzert spielen sollte. Während er alles aufbaute, stellten wir die Bänke um das Feuer, wurden mit Getränken versorgt, Stockbrot und Marshmallows standen auch parat und los ging es mit dem Konzert. Inzwischen hatten wir die Hütte für uns alleine und wieder mal mit Tränen in den Augen vor Rührung feierten wir alle Sebastian, der seinen Auftritt von Lied zu Lied steigerte, langsam begann und immer schnellere Songs spielte, sodass wir am Ende, samt Kellnerin um ihn herum am Lagerfeuer standen und tanzten und feierten.
Irgendwann hatten wir die Hütte für uns und Sebastian spielte statt wie geplant zwei Stunden satte fünfeinhalb Stunden. Ihm hat es ungefähr genauso gut gefallen wie uns und er hat sich in unserer Mädelsrunde sichtlich wohlgefühlt. Besser hätte dieser ohnehin schon so perfekte Tag gar nicht enden können. Total überwältigt bin ich gegen 3:00 Uhr nachts ins Bett gefallen und konnte am nächsten Morgen immer noch nicht ganz glauben, dass der Tag so wirklich passiert ist.
Warum war dieser Tag für mich so besonders?
Ich bin ein absoluter Familienmensch, liebe unseren Hund, mag es gerne in der Natur unterwegs zu sein, ich stehe total auf Live-Musik und generell finde ich es immer bewundernswert, andere Menschen beim Musizieren zu sehen. In Großraumdiscos fühle ich mich genau so fehl am Platz, wie samstags in einer überfüllten Innenstadt und mag es lieber überschaubar und persönlich – Hauptsache die richtigen Menschen sind um mich herum! Schlager ist nicht unbedingt mein Fall und bei typischen Aufgaben für den Jungesellinnenabschied wie verkleidet einen Bauchladen rumtragen oder Küsse zu verkaufen wäre ich geradewegs davongelaufen.
Ohne dies meinen Mädels im Vorfeld so haarklein mitzugeben, haben sie den Tag intuitiv ganz genau auf mich, meine Vorlieben, Wünsche und Bedürfnisse zugeschnitten und in den Vordergrund gestellt, was mir gefällt. Das ist meiner Meinung nach das Wichtigste überhaupt, wenn man so einen Tag für jemanden plant. Deshalb mein Tipp: auch wenn es von den typischen und klassischen Aktivitäten für einen Junggesellinnenabschied abweicht, stellt die Bedürfnisse der Braut in den Vordergrund. Dann kann es nur ein riesen großer Erfolg werden!
Mit diesem Beitrag möchte ich meine tiefe Dankbarkeit ausdrücken und wertschätzen, was meine Liebsten da für mich auf die Beine gestellt haben. Einen schöneren Junggesellinnenabschied hätte ich mir nie erträumen können. Nochmal DANKE an alle, es war einfach nur grandios!