Ayurveda war lange Zeit nur etwas für Esoterik-Fans. Doch mit den Trends zu mehr Achtsamkeit, Entschleunigung und gesunder Ernährung ist die indische Gesundheitslehre mittlerweile im Kollektivbewusstsein angekommen. Aber was genau steckt hinter dem Begriff „Ayurveda“? Wie wendest Du es an und hält es die Wunder, die es verspricht? Wir von mydays haben uns für Dich schlau gemacht und alles Wissenswerte hier zusammengetragen.
- Was ist Ayurveda?
- Die drei Doshas
- Ayurvedische Ernährung
- Ayurvedische Tagesroutine
- Ayurveda Massagen
Was ist Ayurveda?
Ayurveda, zu deutsch das „Wissen vom Leben“, ist weit mehr als eine entspannende Massage. Es beschreibt eine ganzheitliche Heilkunde, bei der das Zusammenspiel von Körper, Geist, Seele, Verhalten und Umwelt die Grundlage bildet. Das Wissen des Ayurveda entstammt der vedischen Hochkultur Indiens. Die ältesten schriftlichen Aufzeichnungen werden auf 5.000 bis 3.000 Jahre v. Chr. geschätzt. Demnach ist Ayurveda die wohl älteste Gesundheitslehre der Welt.
Ausschlaggebend für ein gesundes und glückliches Leben laut Ayurveda ist das Wissen um die eigene Konstitution. Dabei verfügt jeder Mensch über eine individuelle Zusammensetzung der drei Lebensenergien, den sogenannten Doshas. Kennt man die eigene Natur und lebt bewusst im Einklang mit dieser, können körperliche Bedürfnisse und mentale Potenziale positiv erfüllt werden.
Die drei Doshas – Vata, Pitta und Kapha
Im ayurvedischen Sinne sind Doshas Bio-Energien, die in jedem Körper vorkommen. Die Doshas heißen Vata, Pitta und Kapha. Die individuellen Ausprägungen der Doshas beeinflussen maßgeblich das körperliche Erscheinungsbild, die Persönlichkeit und Anfälligkeit für Krankheiten. Ziel des Ayurveda ist es, alle drei Energien im Gleichgewicht zu halten.
Vata
Vata bedeutet übersetzt „sich bewegen“ und reguliert sämtliche Bewegungsabläufe im Körper. Darunter fallen zum einen die bewussten Aktivitäten, wie das Bewegen der Glieder und der Muskulatur. Zum anderen unterstützt Vata auch die unbewusst ablaufenden Tätigkeiten, wie die Atmung und das Nervensystem.
Pitta
Die zweite Dosha steht in engem Zusammenhang zur Sonne und gilt demnach als „Energie der Erhitzung“. Damit ist Pitta verantwortlich für den Stoffwechsel, das Verdauungssystem und alle anderen biochemischen Aktivitäten im menschlichen Körper.
Kapha
Das letzte der drei Doshas, das Kapha, steht für die biologische Stärke des Körpers – sowohl körperlich als auch geistig. So reguliert es den Aufbau der Körperstrukturen und ist verantwortlich für Gelenkigkeit und die Stabilisierung des Immunsystems.
Nun, da dies geklärt ist, ist es verlockend, Deinen Dosha-Typ herauszufinden? Ganz so einfach ist es leider nicht. Denn kaum ein Mensch besitzt nur Eigenschaften eines einzelnen Doshas. Vielmehr sind die meisten Menschen Mischtypen. Interessant ist auch, dass man nicht sein Leben lang ein Vata-Kapha-Typ oder ein Pitta-Vata-Typ ist. Je nachdem, welche Erfahrungen Du im Laufe Deines Lebens machst, verändern sich auch Deine ayurvedischen Energien.
Ayurvedische Ernährung – Du bist, was Du isst
Der beste Weg, um Deine Doshas im Gleichgewicht zu halten, führt über die Ernährung. „Wer richtig isst, braucht keine Medizin, wer sich falsch ernährt, dem nutzt keine Medizin.“ – So lautet ein alter ayurvedischer Leitsatz, der den hohen Stellenwert dieser Ernährungslehre für die Gesundheit verdeutlicht. Denn im Gegensatz zur westlichen Medizin, ist in der indischen Heilkunst schon lange bekannt, dass Darm und Psyche eng miteinander verbunden sind.
Aber Vorsicht, nicht für jeden gelten dabei die selben Regeln! Ein ayurvedischer Ernährungsplan wird vielmehr auf den Einzelnen abgestimmt. Hier bestimmt Dein Dosha-Typ, welche Nahrungsmittel gut für Dich sind. Dein Gesundheitszustand und die Jahreszeit sind ebenfalls zu berücksichtigen.
Die goldenen Regeln der ayurvedischen Ernährung
Unabhängig vom vorherrschenden Dosha, werden noch weitere Anforderungen an eine ayurvedische Mahlzeit gestellt. Wir haben für Dich die wichtigsten Punkte in einer Checkliste gesammelt.
- Nur bei Hunger essen bzw. erst essen, wenn die letzte Mahlzeit verdaut wurde (ca. 3-5 Stunden).
- Die Hauptmahlzeit wird mittags eingenommen.
- Wenn möglich, immer zur gleichen Tageszeit essen.
- Frische, der eigenen Konstitution, Jahreszeit und Örtlichkeit angepasste Lebensmittel essen.
- Deine Mahlzeit sollte selbst zubereitet, wohlschmeckend, bekömmlich und warm sein.
- Alle sechs ayurvedischen Geschmacksrichtungen, die sogenannten Rasa, solltest Du in jeder Mahlzeit zu Dir nehmen (Süß, sauer, Salzig, scharf, bitter, herb).
- Nicht in Eile, unruhiger Gemütsverfassung oder im Stehen essen. Auch das Lesen, Arbeiten oder Fernsehen während des Essens ist Tabu!
- Weder zu schnell, noch zu langsam essen.
- Nicht völlig satt essen. Der Magen sollte nach der Mahlzeit nur etwa 3/4 voll sein (Faustregel: zwei Hände voll).
- Keine natürlichen Bedürfnisse wie Stuhlgang, Urinieren, Aufstoßen, Gähnen oder Weinen unterdrücken.
- Nach dem Essen 5-10 Minuten ruhiges Sitzen.
- Getrunken werden darf nur, wenn man durstig ist.
- Es wird ausschließlich lauwarmes Wasser oder Kräutertee getrunken.
- Und das Beste kommt bekanntlich zum Schluss: Im Ayurveda gibt es keine generelle Ablehnung von Alkohol! Vielmehr gilt Wein in geringen Mengen sogar als beste Medizin, um Müdigkeit zu vertreiben.
Deine ayurvedische Tagesroutine
- Früh aufstehen, idealerweise eine Stunde vor Sonnenaufgang zur Vata-Phase (4-6 Uhr). Und das ohne Wecker!
- Gesicht waschen, Zähne putzen, Zunge reinigen.
- Gandusha, also den Mund mit Bio-Sesamöl ausspülen, hat eine lange Tradition in der vedischen Kultur. Schon 1 Esslöffel täglich pflegt den Mund- und Rachenraum und soll Karies und Parodontose vorbeugen.
- 1-2 Tassen lauwarmes Wasser trinken.
- Blase und Darm entleeren.
- Leichte körperliche Bewegung in Form eines kurzen, zügigen Morgenspaziergangs. Dies regt den Kreislauf und Stoffwechsel an und wirkt zudem stimmungsaufhellend.
- Abhyanga, die traditionelle Ölmassage – ein wahres Selbst-Verwöhn-Programm!
- Warme Dusche/Bad nehmen.
- Asanas und Pranayama, also Atemübungen aus dem Yoga durchführen. Mit viel Achtsamkeit durchgeführt, kann die regelmäßige Anwendung spürbar das eigene körperliche und geistige Wohlbefinden steigern.
- Frühstück bis spätestens 9 Uhr. Zur Kapha-Zeit ist das Verdauungsfeuer Agni nicht besonders stark. Dementsprechend leicht sollte auch das Frühstück ausfallen. Wir empfehlen Früchte der Saison, Trockenfrüchte wie Datteln oder Feigen, Nüsse oder ein leichter Frühstücksbrei aus Getreide.
- Deine Kleidung sollte zur Jahreszeit passend und warm sein.
- Erste Schaffensphase: Bis zum Mittagessen kannst Du nun Deinen gewohnten Aktivitäten nachgehen.
- Mittagessen, idealerweise um 12 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt steht die Sonne am höchsten und ein kräftiges Verdauungsfeuer ist für die Hauptmahlzeit des Tages gerüstet.
- Kurze Pause nach dem Essen. Aber: von einem Mittagsschläfchen ist aus ayurvedischer Sicht abzuraten!
- Zweite Schaffensphase: Der Nachmittag eignet sich gut, um Deinen gewohnten Tätigkeiten nachzugehen.
- Abendessen (spätestens um 19 Uhr): Hier nimmst Du nur leichte Kost zu Dir, um Dein Verdauungssystem während der Nachtruhe nicht unnötig zu belasten.
- 10-15 minütiger Abendspaziergang. Aufregende Krimis, Arbeit am PC oder (viel) Fernsehen gehört hier nicht dazu!
- Schlafenszeit spätestens um 22 Uhr: Wenn du nach Beginn der Pitta-Zeit noch wach bist, werden Geist und Körper wieder aktiv, sodass an Schlaf erstmal nicht mehr zu denken ist.
Ayurveda Massagen
In der ayurvedischen Heilkunst spielen die Massagen tatsächlich nur eine untergeordnete Rolle, da das Ayurveda als ganzheitliches Erholungspaket angesehen werden soll. Trotzdem lässt sich zwischen einigen grundlegenden Massagetypen unterscheiden. Diese werden auf den individuellen Konstitutionstyp und die Dosha-Zusammensetzung abgestimmt, um das bestmögliche Resultat zu erzielen. Bist Du neugierig geworden? Dann wirf doch mal einen Blick auf unseren Ayurvedische-Massagen-Beitrag! Hier findest Du eine detaillierte Übersicht über Abhyanga, Vishesh, Garshan & Co.
Fazit
Fakt ist: Ayurveda ist mehr als ein vorübergehender Trend! Auch wenn das indische Gesundheitswesen in unserer westlichen Welt nicht wissenschaftlich abgesichert ist, kannst Du von Ayurveda profitieren. Ob, für eine bessere Verdauung oder schlichtweg zur Entspannung – indem Du Dich auf die individuellen Bedürfnisse Deines Körper besinnst, kannst Du Dein Leben nachhaltig verbessern.